Fliegen wir oder lassen wir es sein? Selten hab ich so mit mir selbst gehadert, wenn es um Urlaub ging. Noch 10 Tage, bevor der Flug ging, bestand in Brüssel Terrorwarnstufe 4 – nicht die beste Voraussetzung für einen entspannten Städtetrip. Eine Woche vorher wurde die Warnstufe dann auf 3 herabgesetzt und als wir dann schlussendlich geflogen sind, hat kaum mehr jemand von der Gefahr gesprochen. Vor Ort haben wir auch wenig davon mitbekommen. Die Straßen waren voll, alles hatte geöffnet und nur ein paar Polizisten und doch auch zwei Panzer haben uns daran erinnert, dass vor zwei Woche hier in Brüssel das Leben still stand.
Wir hatten einen kompletten Tag in Brüssel, sind am Freitag Abend spät angekommen und am Sonntag Mittag wieder nach Hause geflogen. Trotzdem hat dieser eine Tag gereicht, um einen Eindruck von der Stadt zu bekommen, aber nicht von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu hetzen.
So ein perfekter Urlaubstag beginnt ja schon mal mit einem guten Frühstück und das hatten wir gleich mal in einer süßen, kleinen Patisserie in St. Gilles, dem Stadtteil, in dem auch unsere Wohnung war: Das Chouconut (http://www.chouconut.com/).
Mjammiiiii! Es gibt 3 Tischchen und einen kleinen Verkaufsraum, in dem man vor das große Problem gestellt wird: Was nehmen? Kleine Kuchen, die eigentlich zu schade sind, um sie zu essen weil sie so kunstvoll aussehen, Donuts und leckere Cookies. Ich kann nur für den Schokocookie mit karamellisierten Pekannüssen sprechen, aber die machen süchtig.
Danach musste dann doch mal ein bisschen Sightseeing sein. Schon als Kind hatte ich in der Europa-Ausgabe immer das Atomium als Spielfigur – in Brüssel durfte ich es erstmal live, in Farbe und voller Größe sehen. Wooow! Man muss auf jeden Fall auch rein, denn vor allem aus der höchsten Kugel hat man eine großartige Aussicht auf Brüssel.
Danach ging´s auf den Grand Place (sieht aus wie der große Bruder des Marienplatzes) und zum Manneken Pis. Unfassbar, wie ein kleines, pinkelndes Männchen (neben dem Atomium) zum Wahrzeichen Brüssels werden kann.
Aber natürlich mussten auch wir das öffentlich urinierende Männchen sehen – ein Wesen, das mehr Klamotten besitzt als ich. Fast 900 Kostüme hat Manneken Pis (sogar Jean-Paul Gaultier hat schon eins für die 61 cm kleine Figur entworfen)! Wir haben ihn einmal in Bischofs-Kostüm gesehen und Abends nochmal nackig.
Nach den Brüsseler Sehenswürdigkeiten und einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Oper haben wir dann Café-und-Bar-Hopping gemacht. Wir waren im Café Falstaff und im Le Cirio in der Innenstadt, zwei schöne, alte Kaffeehäuser, wie man sie sonst nur aus Wien kennt.
Nach dem Kaffee sind wir zum Bier übergegangen. Absoluter Kult ist das Delirium (http://deliriumcafe.be), eine Bar, die sogar im Guinness-Buch der Rekorde steht, weil sie weit über 3000 Biersorten im Sortiment hat. Überraschenderweise hab ich nicht alle 3162 Sorten probiert, sondern nur eine. Ein Bier mit dem wunderschönen Namen „Pink Killer“ (Bier mit Pampelmusen-Geschmack – und ja, es ist mir durchaus klar, dass jeder Bierkenner jetzt die Augen verdreht).
Nach dem urigen Delirium ging´s weiter in eine abgefahrene Bar, das Goupil Le Fol. Wer Trödelläden mag, fühlt sich hier zu Hause. Alles ist vollgestellt und vollgehängt mit alten Lampen, Vogelkäfigen, alten Platten, Fotos, einer Jukebox. Man fläzt auf alten Sesseln und kann nur gucken und staunen. Lustig dort!
Und weil so ein Städtetrip irgendwann auch hungrig macht, haben wir uns beim Vorbeigehen in ein kleines Restaurant verliebt: Das La Braise (http://www.restolabraise.net/) – was so viel heißt wie die Feuerglut und bedeutet, hier wird alles gegrillt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. War in meinem Fall Lachs – mit einer guten Portion Salat (ungegrillt). Schönes Ambiente mit leckerem Grillduft in der Luft.
Brüssel im Schnelldurchlauf hat uns gezeigt, dass die Belgier wahnsinnig nett sind, die Bars mehr Bier anbieten, als unsere bayerischen Boazn und dass man sich manchmal einfach auf sein Gefühl verlassen sollte, wenn es darum geht, in einer schwierigen Zeit in eine Stadt zu fliegen, die gerade so in den Schlagzeilen war.
Ich gebe euch meine Stimme